Langstreckenläuferin Silke Zimmermann (28) weiß wie sich Siege anfühlen. 2014 gewann die Medizinerin den Magdeburg-Marathon. Ein halbes Jahr zuvor lief sie in Hamburg ihre Bestzeit: 3:05 Stunden für 42,195 Kilometer. „Das war mein Erfolgsjahr“, sagt sie. Hinzu kommen auch in den Jahren danach dutzende Siege bei kleineren Volksläufen in Sachsen-Anhalt. Doch dem Erfolgsjahr folgten keine weiteren - zumindest nicht auf der Marathondistanz: „Durch verschiedene Verletzungen bin ich aus dem Rhythmus gekommen.“ Auf der Strecke geblieben ist (bisher) ihr Ziel, einen Marathon unter drei Stunden zu laufen. Immerhin: 2017 lief sie beim Magdeburg-Marathon nochmal auf Platz vier. Als schönstes sportliches Erlebnis bleibt jedoch ihre Marathon-Premiere 2013 in Erinnerung: „Alle Menschen, die mir wichtig sind, waren in Hamburg an der Strecke. Ich war nicht optimal vorbereitet, aber es lief perfekt.“ Nach 3:15 Stunden rannte sie mit einem Lächeln durchs Ziel.
Fünf Jahre später sind es andere Prioritäten, die ihren Alltag bestimmen. Nach sechsjähriger Regelstudienzeit an der Magdeburger Uni arbeitet sie als Assistenzärztin in der Labormedizin an der dortigen Uniklinik. Konkret: „Wir untersuchen die möglichen Auswirkungen von Nierenschädigungen auf das Gehirn.“ Die Doktorarbeit ist derzeit Thema Nummer eins in Silkes Leben: „Darin fließt meine gesamte Energie.“ Um 5 Uhr morgens steht sie auf der Matte. Und es ist eher die Ausnahme, wenn sie abends um fünf schon gegangen ist.
Silke Zimmermann ist keine Mitläuferin: „Wenn ich bei einem Wettkampf an den Start gehe, dann will ich auch gewinnen.“ Und bei der Forschung will sie Ergebnisse präsentieren, Erkenntnisse dokumentieren. Abends geht sie joggen oder steigt aufs Ergometer: „Ich brauche das, sonst bin ich unausgeglichen und schlecht gelaunt.“ An einem Tag pro Woche hat sie Kontakt zu Patienten. Dann kommen Menschen mit erhöhten Blutfettwerten zur ihr. Je nach Krankheitsbild bekommen sie eine Ernährungsberatung, Medikamente oder beides. Über ihre eigene Ernährung sagt Sportlerin Silke Zimmermann: „Ich achte darauf, was ich zu mir nehme.“
Im schleswig-holsteinischen Wedel bei Pinneberg erlebt sie ihre Kindheit als Teil eines Zwillingspärchens. Für das Medizinstudium kommt sie 2010 nah Magdeburg, nachdem sie ein Au-Pair-Jahr in der Schweiz verbracht hatte: „Dabei ging es mir hauptsächlich um die französische Sprache.“ Sie landet bei eine Familie mit drei Kindern und entdeckt ihr Laufsporttalent: „Ich bin regelmäßig mit dem Jagdhund der Familie joggen gegangen.“ In Sachsen-Anhalt schließt sie sich den Burger Ihleläufern an und gehört zu den erfolgreichsten Vereinsmitgliedern.
Silke Zimmermann hat noch mehr Talente. Gesang und Gitarre reichen locker für einen musikalischen Abend am Lagerfeuer - inspiriert von einem Kollegen aus Indien. Dass Kunst von Können kommt, beweist sie mit Pinsel, Leinwand und Acrylfarben. Als 16-Jährige hat sie begonnen, sich in dieser Kunstform auszuprobieren. Später in Magdeburg geht sie während des Studiums zur Kleinkunstschule: „Mit der Porträtmalerei hatte ich begonnen.“ Mit der Zeit kommen Landschaften und verschiedene Objekte hinzu. Manchmal bringt sie auch Gefühle auf die Leinwand.
Thema ihrer jüngsten Kunstwerke ist der Parchener Fiener-Cross. In dem Dorf bei Genthin findet am ersten September-Sonntag ein Wettkampf der Elbe-Ohre-Cup-Laufserie statt. Das Besondere hier: Gemälde statt Pokale. Die vier Gesamtsieger (männlich/weiblich) der beiden Hauptstrecken (6,3 und 11,5 Kilometer) bekommen eines der Bilder von Silke Zimmermann. Bei der Premiere dieses Projekts namens „Kunst trifft Sport“ 2017 gewann sie einen Lauf und damit ein Gemälde der Malerin Michaela Meves-Tauch aus Hermsdorf. Sie war die erste Partnerin dieser Aktion. Silke Zimmermann sagt: „Ein wirklich tolles Bild, es hängt bei mir im Wohnzimmer.“
Das Kunst-Sport-Projekt soll nach der dritten Auflage 2019 in eine Ausstellung aufgehen: „Entstehen soll eine dreidimensionale Ausstellung mit Bildern, Texten und Filmen, die nach jedem Jahr wachsen wird“, erklärt Fiener-Cross-Veranstalter Carsten Heidel.
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