Die Frisur ist so streng wie ihr gestochen scharfer Blick! Ein Teil aus schwarzem Lack umhüllt ihre zarte Figur - ihre rechte Hand hat sie auf die Hüfte gelegt. Das Bild sagt mehr als hundert Sätze. Anna Pehlitz scheint auf dieser Leinwand den Betrachter mitnehmen zu wollen. Mitnehmen in eine Welt aus Kunst mit Peitschen und Fesseln. Ist der graue Nebel hinter ihr das lichtversprechende Tunnelende?
Geschaffen hat das Kunstwerk eine junge Malerin, die sich ebenfalls im düsteren Bereich zuhause fühlt. Delila Berger (36) arbeitet unter dem Pseudonym „Rose Black“. Sie sagt: „Die Person Anna Pehlitz fasziniert mich genauso wie ihr Erscheinungsbild.“ Beide Frauen bewegen sich in einer Welt, die nicht zu jedermanns Weltbild gehört. Anna Pehlitz ist Sängerin der „Grausamen Töchter“ - eine Band, die sich irgendwo zwischen Punk, Techno und Sadomaso ansiedelt. Rose Black dagegen lebt ihren Persönlichkeits-Zwist in der Kunst aus: „Ich sehe den Schmerz der Menschen und setze ihn auf meiner Leinwand um.“ Manchmal spricht sie von „der anderen Seite des Daseins“ und philosophiert über Gothic-Welten und verbotene Liebe. Ihre Hand verkrampft bei schnöden Blumen-und-Schmetterlings-Motiven: „Ich will die Wahrheit malen, keine Heuchelei.“
Es ist ihre Vergangenheit, die sie häufig in ihren Bildern verarbeitet. Sie möchte nicht darüber reden: „Ich will malen, was mir wehtut! Und was anderen Menschen Schmerzen bereitet.“ Als Beispiel nennt sie das Porträt eines Freundes: „Die abnormen Fantasien sind seine Wahrheit. Er hat seine Gedankenwelt in meinem Bild von ihm wiedergefunden.“ Er schützt sich sein Leben lang mit einer Maske vor der Welt da draußen. Auf ihrem Porträt trägt der Mann mit der Maske sein Gesicht in der Hand.
Delila, oder auch Rose, malt seit ihrer Kindheit. Erst Zeichnungen, dann Skizzen und schließlich komplette Bilder in Acryl auf Leinwand. „Ich male die Dinge, die mich beschäftigen.“ Ihr bis vor zwei Jahren „beschissenes Leben“, wie sie sagt, hat ihren Stil geprägt. Trotz des vogelfreien Spektrums an künstlerischer Freiheit legt sie bei ihren Arbeiten großen Wert auf sauberes Handwerk. Zu ihren Vorbildern gehören Salvador Dali und Albrecht Dürer. Autodidaktisch hat sie ihren Stil entwickelt: „Schließlich haben die alten Meister auch kein Bachelor-Studium absolviert.“ Obwohl Rose Black genau das gern getan hätte: „Ich war 16, meine Mutter hatte andere Pläne - ich sollte Krankenschwester beziehungsweise Altenpflegerin werden.“ Ihr zuliebe hat sie letzteres tatsächlich begonnen: „Es war der Horror.“
Und schon sind wir wieder in der Zeit, worüber Delila nicht so gerne redet: „Ich war eine graue Maus, das Gegenteil von einem freien Menschen.“ Das sollte sich erst vor knapp zwei Jahren ändern: Delila zieht von Leipzig nach Niederwerrn bei Schweinfurt zu ihrem Sebastian: „Er hat mich mitgenommen in eine Welt, die ich zuvor nur aus Erzählungen kannte. Er hat mir die Liebe gezeigt.“
Delilas helle Seite
Dort gibt es für Rose Black nicht mehr ausschließlich die dunkle Seite der Kunst. Während des Interviews mit dem Alpha-Report sitzt sie an einem Triptychon (dreiteiliges Leinwandbild) aus Katzenmotiven. Es ist ein Auftragswerk. Die Katze in der Mitte ist verstorben, die anderen sind noch da und symbolisieren das Leben. Solche Bilder sind Teil der „hellen Seite“ der Künstlerin, die Monat für Monat mehr Raum in Delilas Leben einnimmt. Zu ihrem künstlerischen Alltag gehört mittlerweile auch die Illustration. Ihr Erstling diesbezüglich ist ein Buch namens „Guten Tag, sind Sie die Witwe Meier?“ von Hajo Lehr. Der ehemalige Polizist hat Erlebnisse seiner Dienstzeit aufgeschrieben, die sich in eine Psyche einbrennen können: Die Todesnachricht an einen Verwandten, Selbstmord oder Unfall mit blutiger Spur. Rose Black hat die zweite Auflage illustriert: "Die Geschehnisse dieser Geschichten haben mich inspiriert."
Daheim malt sie im Arbeitszimmer oft gemeinsam mit ihrem Sebastian, der dort Figuren modelliert. Über ihn spricht sie liebevoll von „meinem Mann“, obwohl es noch keinen Trauschein gibt. Jetzt fängt sie in den farbigen Bildern die Seele und das Leben ein: Und manchmal, aber nur manchmal, gibt es Blumen und Schmetterlinge.
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Klaus Mayer (Mittwoch, 22 April 2020 12:25)
Hallo,
Wenn ein wie sie spricht nicht über Vater
Für mich nicht interessant
Mfg
janis Hope (Freitag, 16 September 2022 13:55)
Sehr geehrter HerrKlaus Mayer , was hat das alles mit einer " Vaterfigur "zu tun ? Ich finde diesen Artikel durchaus SEHR interessant und absolut lesenswert !
Klasse Werke !
Mega Künstlerin !
Machen Sie weiter so liebe Rose Black.