· 

1350 Schüler: Wie die Burger BBS über Nacht auf digital umstellte

Die stellvertretende Schulleiterin Susanne Röver bei der Arbeit im Digital-Modus. Foto: Alpha-Report
Die stellvertretende Schulleiterin Susanne Röver bei der Arbeit im Digital-Modus. Foto: Alpha-Report

Aus Burg berichtet Falk Heidel

 

Die Corona-Krise macht unsere Schulen digital. Der Unterricht der Zukunft hat sich binnen weniger Tage durchgesetzt. Genauer: Durchsetzen müssen! Mitte März hatten die 16 Bundesländer sämtliche Schulen geschlossen - elf Millionen Schüler durften quasi über Nacht ihre Bildungseinrichtung nicht mehr betreten. Eine riesige Herausforderung auch für die Schulleitung der BBS in Burg: „Wir hätten gern einige Tage zur Vorbereitung gehabt“, erklärt Schulleiter Marco Dominé. Die gab es nicht, aber: „Wir profitieren von einer überdurchschnittlich guten Digital-Infrastruktur“, sagt Stellvertreterin Susanne Röver.

Freitag, 10 Uhr: Während der Corona-Krise ist der große BBS-Schulhof menschenleer. Foto: Alpha-Report
Freitag, 10 Uhr: Während der Corona-Krise ist der große BBS-Schulhof menschenleer. Foto: Alpha-Report

Beide gehören zu den wenigen Gesichtern, die während der Krise an der Schule anzutreffen sind. Dominé: „Wir sind jeden Tag vor Ort, auch in den Ferien.“ Eine Dienstpflicht besteht auch für alle anderen Lehrer. Sie müssen allerdings nicht jeden Tag vor Ort sein - können den größten Teil ihrer Aufgaben im Homeoffice erledigen. Eine schnelle Reaktion auf die neue Situation Mitte März war zunächst gefragt: Am zweiten Tag der Schulschließung gab es eine Fortbildung unter speziellen Corona-Bedingen für alle 80 Lehrer des Hauses, die insgesamt 1350 Schüler unterrichten. Schüler ist im Fall der BBS ein ausgedehnter Begriff zwischen Berufsvorbereitendem Jahr (BVJ) und beruflichem Gymnasium. 

Zur digitalen Infrastruktur an der BBS gehört ein W-Lan auf dem Schulgelände. Zudem gibt es in sechs Klassenräumen statt herkömmlicher Tafeln sogenannte Panels - also riesige Bildschirme, die wie eine Kombination aus Laptop und Tablet funktionieren. Schulleiter Dominé: „Aus Gründen der Nachhaltigkeit nutzen wir die digitalen Medien wie Handys, Tablets und Laptops, die die Schüler ohnehin besitzen.“ Netzwerk des digitalen Unterrichts ist eine weltweite Lernplattform namens Moodle zum Austausch von Inhalten und Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern: „Obwohl wir Moodle zumindest teilweise bereits nutzten, war die komplette Umstellung auf den digitalen Unterricht in den ersten Tagen ein immenser Kraftakt“, erzählt Susanne Röver. Lehrer Jonas Kahle kann dieser Herausforderung durchaus positive Aspekte abgewinnen: „Kollegen, die dieser Plattform bisher zurückhaltend gegenüber standen, haben diverse Vorteile von Moodle schnell erkannt.“ Moodle gibt es bereits seit 2013 an der Schule. Seit zwei Jahren bekommt jeder neue Schüler einen Passwort geschützten Zugang.

Die relativ günstige Digital-Infrastruktur verdankt die Schule einem Fördergeldprogramm mit einer Ausschüttung von mehr als 200.000 Euro (für W-Lan und digitale Medien), das auf einem medienpädagogischen Konzept der Schule und einem Gesamtkonzept des Landkreises als Schulträger fußt. Wenige Tage nach dem Start funktionierte der Unterricht 4.0. Lisa Görges aus Burg besucht die zwölfte Klasse des beruflichen Gymnasiums. Sie verbringt während der Schulschließung vier bis fünf Stunden mit schulischen Aufgaben an ihrem Laptop: „Nach anfänglicher Gewöhnung sind die Anwendungen gut machbar, zumal wir Schüler uns auch untereinander austauschen.“ Dennoch vermisst sie die sozialen Kontakte beim Lernen innerhalb der Klasse. Ähnlich ergeht es Collin Grundt aus Genthin. Er ist im zweiten Lehrjahr zur Verwaltungsfachkraft im Genthiner Rathaus: „Wir haben zuvor schon häufig mit Moodle gearbeitet, daher ist mir die Umstellung nicht schwergefallen.“ Schüler und Lehrer tauschen sich per Chats oder Telefonkonferenzen aus. Klassenarbeiten werden digital geschrieben. Und dennoch: „Nach einer gewissen Zeit sehnen alle dem gewohnten Unterricht im Klassenraum herbei“, sagt Jonas Kahle, „nur hier kann der Lehrer einem Schüler ansehen, ob er ein Thema verstanden hat oder nicht.“

Zur erweiterten Schulleitung zählen drei Koordinatoren (Dr. Gabriela Stein, Ines Müller und Michael Dietze) und Außenstandortleiter Uwe Pannecke.  Marco Dominé zufolge haben sie alle 20 bis 25 Lehrkräfte unter sich, die jeweils für 400 bis 600 Schüler zuständig sind: „Hinzu kommen 19 Bildungsgang- und Fachleiter.“

Sie alle haben während der Corona-Krise einen großen Schritt in die digitale Zukunft unserer Bildung gemacht.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0