Gerd-Christian Wagner und Matthias Günther haben eine Gemeinsamkeit: Der eine ist Bürgermeister der friesischen Stadt Varel, der andere ist Stadtchef von Genthin in Sachsen-Anhalt. Soweit, so unspektakulär. Jetzt ist eine weitere Verbindung hinzugekommen: Beide haben sich mit einem fast wortgleichen Ostergruß an ihre Einwohner in den schweren Corona-Zeiten gewandt. Zitat:
"Dieses Jahr steht Ostern in einem ganz besonderen Zeichen. Die Bedrohung durch das Corona-Virus ist allgegenwärtig. Die Menschen haben Angst, sich zu infizieren und lebensbedrohlich zu erkranken. Treffen kann es offensichtlich jeden. Abstand voneinander ist angezeigt. Kontakte sind zu minimieren."
Die Frage, wer hat das Original verfasst und wer hat abgekupfert, scheint schnell beantwortet: Gerd-Christian Wagner hatte seinen Gruß einen Tag vor dem Genthiner Bürgermeister veröffentlicht. Letzterer veröffentlichte "seinen" Ostergruß, der mit den Worten endet, "Herzlichst, Ihr Matthias Günther" , auf die offizielle Facebook-Seite der Stadt Genthin (Genthin.de).
Aufgefallen war dies dem Genthiner Stadtrat Gordon Heringshausen: "Es war mir beim ersten Lesen sofort klar.... das ist mein Job! Ich lese hunderte Arbeiten von Studierenden und weiß normalerweise sofort, was geklaut ist.... die Wortwahl, die Satzstellung und die inhaltliche Struktur fallen sofort auf und passen nicht zum angeblichen Schreiber. Den Rest macht der PC und eine Plagiatssoftware."
Heringshausen (er besetzt einen Lehrstuhl Gesundheitspädagogik und angewandte Gesundheitswissenschaften der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften) kommentiert den Facebook-Beitrag von Matthias Günther ironisch: "Da hat doch wirklich der Bürgermeister der Stadt Varel die gleiche Pressemitteilung wie unser Genthiner Bürgermeister veröffentlicht.... komisch. Allerdings schon gestern. .... 😂🤣😂
Er verknüpft seinen Kommentar mit dem Link zum Original-Ostergruß aus Varel.
Die Nachricht vom angeblichen Plagiat macht im Stadtrat schnell die Runde. Bevor die nächsten Stadträte kommentieren, löscht der Genthiner
Bürgermeister Heringshausens Kommentar. Und blockiert ihn für die offizielle Seite der Stadt Genthin.
SPD-Stadtrat Christoph Neubauer kommentiert: "Ist es ein technischer Fehler, dass kritische Kommentare zu diesem offensichtlich kopierten Beitrag
verschwinden oder ist das so gewollt?" Bevor auch dieser Kommentar verschwindet, antwortet "Autor/in": Ich habe Gordon Heringshausen informiert, dass er den Beitrag auf seiner Seite teilen und
kritisieren kann."
Als nächstes schaltet sich die Junge Union des Jerichower Landes ein: "Es ist ein merkwürdiges Demokratieverständnis, welches die offizielle Facebook-Seite der Stadt Genthin Genthin.de aktuell offenbart. Nachdem der CDU Stadtrat Prof. Gordon Heringshausen eine offensichtliche Kopie eines Grußwortes zu Ostern vom Bürgermeister Günther (Original vom Bürgermeister der Stadt Varel) entlarvt, wird sein Facebookprofil für die Seite blockiert und andere Hinweise zu dem Sachverhalt fortlaufend gelöscht. Herr Bürgermeister, Sie liefern eine sehr traurige Show ab!"
Mit Alexander Otto hat die Junge Union einen Vertreter im Genthiner Stadtrat.
Hintergrund: Erst vor einigen Tagen gab es auf der gleichen Ebene Zoff zwischen dem Bürgermeister und den Stadträten Heringshausen und Lars Bonitz. In einer offiziellen Pressemitteilung der Stadt beklagte sich der umstrittene Stadtchef über die Arbeit der beiden gewählten Vertreter zum Thema Jugendweihe im Stadtkulturhaus. Auch hier gab es einen medialen Schlagabtausch.
Aktuell folgen die nächsten Plagiatsvorwürfe gegen den Bürgermeister bezüglich eines Corona-Videos auf YouTube.
Bleibt die Frage, wann öffnet der nächste Vorhang in diesem Theater?
Ostergrüße aus Varel und Genthin
Aus Varel
Liebe Bürgerinnen, liebe Bürger,
Ostern ist das Fest der Christen auf der ganzen Welt. Wir feiern an Ostern die Auferstehung Jesu von den Toten. Das zentrale Motiv und Fundament des christlichen Glaubens macht das Osterfest daher auch zum wichtigsten Hochfest der christlichen Kirche. Denn die Auferstehung und der Sieg über den Tod spenden den Christen Hoffnung auf das ewige Leben. So wird Ostern auch als das Fest der Hoffnung bezeichnet und verstanden.
Dieses Jahr steht Ostern in einem ganz besonderen Zeichen. Die Bedrohung durch das Corona-Virus ist allgegenwärtig. Die Menschen haben Angst, sich zu infizieren und lebensbedrohlich zu erkranken. Treffen kann es offensichtlich jeden. Abstand voneinander ist angezeigt. Kontakte sind zu minimieren.
Vielen Menschen fällt es schwer dies auszuhalten, weil wir Freiheit gewohnt sind, weil unser täglicher Ablauf nicht mehr funktioniert. Insgesamt glaube ich aber feststellen zu können, dass gerade in unserer ländlichen Region sehr viel Positives entsteht. Menschen achten vermehrt aufeinander. Die Nachbarschaft rückt wieder in den Focus. Man kümmert sich mehr um seinen Nächsten. Ein schöner Effekt in dieser Zeit.
Trotz aller Einschnitte bleibt allerdings, und das ist das Verbindende zu Ostern, dass die Hoffnung in uns, diese Krise gemeinsam zu überstehen, immer mehr wächst. Erste bessere Zahlen geben dieser Hoffnung Bestärkung. Auch wir überlegen, wie der Shut-down wieder geöffnet werden kann. Mut gewinnt immer mehr an Fahrt und alle sind gespannt auf die Bewertung unserer Bundesregierung nach dem Osterfest. Die Spannung steigt. Bis dahin haben wir aber noch eine Zeit zu überstehen, in der wir die Kontaktsperre weiter einhalten müssen, in der wir die Zügel nicht schleifen lassen dürfen.
Ostern 2020 sollten wir in unseren Familien nutzen, um das Fest der Hoffnung bewusst daheim und in Frieden zu verbringen. Schenken Sie dieses Wochenende Ihren nächsten Angehörigen, schöpfen Sie Hoffnung mit Ihren Lieben und tanken Sie Mut, um die vor uns liegenden Aufgaben zu meistern.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien geruhsame Feiertage, überraschen Sie Freunde und Bekannte mit einem Anruf und zeigen Sie Ihren Liebsten, dass Sie für sie da sind. Das Symbol der Auferstehung Jesus Christus ist unendlich inspirierend. Wir können uns davon getrost leiten und treiben lassen.
Herzlichst, Ihr
Gerd-Christian Wagner
Aus Genthin
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
Ostern ist das Fest der Christen. Weltweit wird an Ostern die Auferstehung Jesu von den Toten gefeiert. Das Osterfest ist das wichtigste Fest der christlichen Kirche, denn es verkörpert das zentrale Motiv und Fundament des christlichen Glaubens. Die Auferstehung und der Sieg über den Tod spenden den Christen Hoffnung auf das ewige Leben. So wird Ostern auch als das Fest der Hoffnung bezeichnet und verstanden.
Dieses Jahr steht Ostern in einem ganz besonderen Zeichen. Die Bedrohung durch das Corona-Virus ist allgegenwärtig. Die Menschen haben Angst, sich zu infizieren und lebensbedrohlich zu erkranken. Treffen kann es offensichtlich jeden. Kontakte sind zu minimieren. Abstand voneinander ist angezeigt. Vielen Menschen fällt es schwer, dies auszuhalten, denn wir sind Freiheit gewohnt.
Insgesamt glaube ich aber, dass eine solche Krise auch Chancen bietet und Gutes entstehen kann. Menschen achten vermehrt aufeinander. Die Nachbarschaft rückt wieder in den Focus und man beginnt die Gemeinschaft mit Freunden und Familie neu zu schätzen. Dinge, wie der gemeinsame Restaurantbesuch oder ein frisch gezapftes Bier mit guten Freunden, gestern noch jederzeit möglich, zeigen heute, wo es nicht möglich ist, ihren wahren Wert. Ein guter Effekt in dieser schweren Zeit, meine ich.
Trotz aller Einschnitte bleibt allerdings, und das ist das Verbindende zu Ostern, dass die Hoffnung in uns, diese Krise gemeinsam zu überstehen, immer mehr wächst. Erste bessere Zahlen geben dieser Hoffnung eine leichte Bestärkung. Trotz alledem dürfen wir bis zur Lockerung der Verordnungen die Zügel nicht schleifen lassen.
Ostern 2020 sollten wir nutzen, um das Fest der Hoffnung bewusst daheim zu verbringen. Tanken Sie Kraft und Mut, um die vor uns liegenden Aufgaben zu meistern.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien schöne Feiertage, überraschen Sie alte Freunde und Bekannte mit einem Anruf und zeigen Sie Ihren Liebsten, dass Sie für sie da sind.
Bleiben Sie gesund!
Herzlichst, Ihr
Bürgermeister Matthias Günther
Kommentar schreiben
Dieter Wustrau (Freitag, 10 April 2020 11:25)
Wenn man nichts auf der Reihe bekommt,versucht man sich an Nichtigkeiten hochzuziehen.
Edgar Löhr (Freitag, 10 April 2020 16:59)
Neben der Tatsache, dass solche urheberrechtswidrigen Plagiate einfach nur peinlich sind, stellt sich mir die Frage nach dem Warum?
Es hätte ohne große Not andere und ehrlichere Möglichkeiten gegeben.
Herr Günther hat damit viel von seiner Glaubhaftigkeit verspielt. Das kritische und aufklärende Kommentare dazu gelöscht werden, macht es nicht besser!
Kein feiner Zug des Herrn Bürgermeisters...