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Herbstturnier in Westeregeln: Ellen Endert gewinnt den Großen Preis

Aus Westeregeln berichtet Falk Heidel

 

Ellen Endert gehört nicht zu den schnellsten Springreitern im Land. Die Sportlerin aus Rietzel im Jerichower Land ist dafür bekannt, dass sie mehr Wert auf Qualität als auf Eile legt. Dieser Umstand verhalf ihr zum Gewinn des Großen Preises von Westeregeln im September. Der gastgebende Reit- und Fahrverein registrierte für das dreitägige Herbstturnier mehr als 1400 Nennungen. „Man kann deutlich erkennen, dass die Reitsportler nach der monatelangen Zwangspause große Lust auf Turniere haben“, sagte Roger Lange, der mit seinen Vorstandskollegen ein Wettbewerbspaket aus 30 Prüfungen (Springreiten und Dressur) mit bis zu 70 Teilnehmern geschnürt hatte. Den Turnierhöhepunkt, das S*-Springen mit Siegerrunde, hatte Lange auf dem frühen Sonntagnachmittag gelegt: „Aus unserer Sicht hat es sich bewährt, dass ein Turnier nicht direkt nach dem Höhepunkt endet, sondern noch zwei Prüfungen für jüngere Starter folgen. So konnten die Teilnehmer des A- und E-Springens ihre Leistungen vor großem Publikum präsentieren.“

Ehrenpreis für Ellen Endert nach ihrem Sieg beim S*-Springen.
Ehrenpreis für Ellen Endert nach ihrem Sieg beim S*-Springen.

In der Siegerrunde des S-Springens mit fünf Teilnehmern stand für Ellen Endert wenig überraschend die langsamste Zeit auf der 21 Quadratmeter großen Anzeigetafel. Im Sattel von Conan, einem zehnjährigen Deutschen Sportpferd (Colorit/Leopardos), blieb sie als einzige Starterin fehlerfrei. Auf dem von Ingo Pohle aufgestelltem Parcours war außer ihr nur noch Kay Körber aus Osterweddingen mit zwei Pferden (Pokerface und Carina) im ersten Umlauf ohne Abwurf unterwegs. Nach der Siegerrunde belegte Körber mit jeweils acht Punkten die Plätze drei und vier hinter Ralf Steinbach auf Arwen, der sich einen Abwurf leistete. Platz fünf ging an Jodie Schlüter von der RSG Hohenerxleben. Wenige Minuten zuvor gewann D-Kader-Springreiterin Schlüter die zweite Abteilung eines M*-Springens mit Joker. In der ersten Abteilung siegte Jan Luca Garz aus Colbitz.

Die M*-Dessur dominierte Isabell Eulenberg von der PSG Pony Power aus dem Mansfelder Land. Auf Schufro’s Flocke, einem 13-jährigen Rheinländer, gewann sie mit deutlichem Vorsprung auf Helene Ziehn vom RFV St. Katharina Flötz. Platz drei holte sie sich im Sattel von King Size. Dasselbe Reiter-Pferd-Paar sicherte sich Platz zwei in der vorherigen M*-Dressur hinter Siegerin Alexandra Preiß vom RFV Helmsdorf/Gerbstedt auf Samiro.

Zu den interessantesten Prüfungen des Turnier-Wochenendes gehörte ein L-Springen mit Stilwertung am Freitag. In dieser Kategorie trifft Jungend auf Erfahrung oder Unbekümmertheit auf Routine. Die größten Talente unseres Bundeslandes wie Tim Körber, Jan Luca Garz oder Lena Neumeister messen sich mit erfahrenen Springreitern - Katja Ehleben (Rietzel) zum Beispiel oder Jens Schmidt aus Ringleben. Mit Anja Kötz-Körber von RFTV Osterweddingen siegte die reitsportliche Klasse gegen den Ansturm der Talente. Für sie galt das Motto, ohne Fleiß keinen Preis. Sie war allein am Freitag achtmal am Start. Zum Siegerfoto erschien sie im sommerlichen Strohhut. Wegen Corona gab es keine Siegerehrung in der klassischen Aufmachung, sondern eine Schleife im XXL-Format für die Sieger. „Wir haben in diesem Jahr darauf verzichtet, alle Platzierungen  zu dekorieren. Stattdessen gab es für die Prüfungsbesten unsere Auszeichnungen in Sondergröße“, sagte Westeregelns Vereinschefin Andrea Ackermann.


Ganz nebenbei lieferten Anja Kötz-Körber und ihr „Anhang“ den Beweis dafür, dass Reiten ein Familiensport ist. In mehreren Prüfungen gab es Körber-Duelle mit Ehemann Kay und Sohn Tim. In Westeregeln siegt Frauenpower gegen Testosteron. Im folgenden M*-Springen hätte Anja Kötz-Körber fast die nächste Big-Schleife eingesammelt. Null Fehler, schnellste Zeit bis zum letzten Sprung - Stange leicht touchiert, also doch nur ein Platz im Mittelfeld. „Sie hat das Risiko nicht gescheut“, meinte Wertungsrichter und Sprecher Harald Sporreiter. „Im vergangenen Jahr ist mir Ähnliches schon mal passiert“, sagte Kötz-Körber, während sie sich auf den nächsten Einsatz vorbereitete. Grundsätzlich fahren die Osterweddinger gern nach Westeregeln. Kötz-Körber: „Nicht nur, weil es um die Ecke liegt, sondern das Turnier auf dieser gepflegten Anlage perfekt organisiert ist.“

Hatte drei Tage lang alle Hände voll zu tun: Die Parcours-Mannschaft des RFV Westeregeln.
Hatte drei Tage lang alle Hände voll zu tun: Die Parcours-Mannschaft des RFV Westeregeln.

Jugend und Erfahrung siegten in den beiden Abteilungen des A*-Springens als finale Prüfung am Freitag mit Erhard Stein (Gardelegen) und Kate Sina Kölling aus Seyda. Die 15-Jährige sitzt seit zehn Jahren im Sattel und hatte sich zuvor bereits einen zweiten Platz erritten: „Wir fühlen uns sehr wohl hier in Westeregeln“, sagte sie beim Foto mit der Schleife in der Hand.

Im Gegensatz zu Ellen Endert ist Annett Lippelt aus Königsborn für ihre Temporunden bekannt. Eine taktische Meisterleistung lieferte sie beim Zweiphasen-A**-Springen am Sonnabend ab. Routiniert und abwartend meisterte sie auf Sir Hook die erste Phase, um im zweiten Durchgang mächtig auf die Tube zu drücken. Sie gewann mit drei Sekunden Vorsprung auf Tina Mücke vom RV Gehrden und Aimee Paulina Padberg aus Osterweddingen. In der Jugendabteilung derselben Prüfung siegte Anna-Luna Neuber aus Schönhausen auf Zar Hansiatic vor Sophie Laetitia Knöppler (Westdorf) und Livia Slodowski aus Ziepel. Mit der Nachmittags-Sonne um die Wette strahlte Nancy Krause aus Westdorf beim Siegerfoto nach ihrem Erfolg bei einem M*-Springen. Sie sagte: „Ich komme jedes Jahr sehr gern hier her, weil die Bedingungen perfekt sind. Die Platzverhältnisse sind fantastisch, die Schleifen wunderschön. Die Veranstalter geben sich wirklich sehr große Mühe.“

Sonderapplaus des Westeregelner Publikums gab es nach der finalen Prüfung am Sonnabend, einem M*-Punktespringen für Junioren. Ihr Vereinsmitglied Janne Woldt holte sich auf Emmely die Riesenschleife vor Kilian Römmer (Derenburg), Tim Körber (Osterweddingen) und Lena Neumeister aus Uthmöden. Der 14-jährige Janne schonte sich und sein Pferd ansonsten für die Starts bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Riesenbeck. Überhaupt freuten sich die Gastgeber über jede Menge Top-Ergebnisse ihrer jungen Starter. Dazu gehören die Ackermann-Schwestern Pia und Kim, Clara Driesslein und Maria Henze. Kim Ackermann bekam eine große Schleife nach ihrem Erfolg im L-Springen mit Stilwertung. Eigentlich gehört auch Kimberly Rudloff dazu. Die Reiterin bis zur S-Klasse konnte nicht starten, weil beide Pferde verletzt sind. Also hatte sie sich in der Parcours-Mannschaft nützlich gemacht.

Nach drei vollgepackten Turnier-Tagen meinte Vereinschefin Andrea Ackermann: „Wir sind alle erschöpft, aber glücklich.“

 

Alle Ergebnisse: hier

 

 

Das Alpha-Turniervideo

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