Aus Sachsen-Anhalt berichtet Falk Heidel
Nach den Schließungen der Krankenhäuser in Havelberg (2020) und Genthin (2017) fordern die Menschen in diesen Kleinstädten eine angemessene, medizinische Rundumversorgung ihrer Einwohner. Die Hoffnungen ruhen auf die Johanniter, die in beiden Städten signalisiert hatten, sogenannte Portalkliniken zu errichten. Allerdings wird das nur unter der Voraussetzung passieren, dass das Sozialministerium unter Petra Grimm-Benne (SPD) eine ordentliche Kelle aus dem Fördergeldtopf ausschenkt.
Jedoch sehen Experten wenig Aussicht auf Erfolg. Grund: In Sanierung und Ausbau des Stendaler Johanniter-Krankenhauses sind einst mehrere Millionen Euro Fördergeld geflossen. Gekoppelt war die Fördergeld-Zusage der Landesregierung seinerzeit an die Schließung des Genthiner Krankenhauses.
Die erfolglose Suche nach einer Lösung
Eine Veranstaltung am Donnerstag in Genthin sollte das Projekt Kleinstadt-Notversorgung vorantreiben. In den Lindenhof gekommen war reichlich politische Prominenz aus dem Magdeburger Landtag, die Bürgermeister aus Havelberg (Bernd Poloski) und Genthin (Matthias Günther) sowie Landrat Steffen Burchhardt. Jedoch brachte eine dreistündige Debatte keinerlei Ergebnisse.
Bleibt also die spannenden Frage: Bekommt Genthin eine Portalklinik?Oder Havelberg? Oder beide? Oder keiner?
Aktuell scheint alles möglich. Keine Rede war an diesem Nachmittag von einer früheren Idee: Danach wollten die Johanniter am Genthiner Standort einen Gesundheits-Campus bauen. Bestehen sollte das Zentrum aus einem Pflegeheim (Johanniter-Quartier), einer sogenannten Portalklinik mit maximal zehn Betten sowie einer ambulanten Chirurgie, in der laut den Johannitern kleinere Operationen angeboten werden könnten. Immerhin spricht für Genthin ein großer Standort-Vorteil: Im Gegensatz zu Havelberg gehört den Johannitern das Grundstück der ehemalige Klinik.
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Gerd Mangelsdorf (CDU, Genthiner Stadtratsvorsitzender): Was wir wollen, ist eine stationäre Versorgung rund um die Uhr
Lutz Nitz (Grüne, Genthiner Stadtrat): Ich habe eine Vision, dass wir in Genthin und Havelberg eines Tages jeweils ein Band durchschneiden zur Einweihung von Portalkliniken
Steffen Burchhardt (SPD, Landrat Jerichower Land): Alle Beteiligten verfolgen dasselbe Ziel. Das sollte Mut machen. Die Vorstellungen der Stadt Genthin sind keineswegs überzogen, sondern sehr realistisch. Der Bedarf ist da, Havelberg und Genthin könnten beispielgebend für Sachsen-Anhalt sein
Matthias Günther (parteilos, Bürgermeister Genthin): Unsere Kernforderung ist eine 24-Stunden-Versorgung. Wir haben mit den Johannitern einen möglichen Partner für eine mögliche Lösung
Cornelia Lüddemann (Grünen-Fraktionsvorsitzende im Landtag): Wir müssen mit Ehrlichkeit in eine solche Debatte gehen, aber auch mit Realismus. Eine Lösung kann es nur unter der Federführung des Sozialministeriums geben. Das funktioniert aber nur dann, wenn nicht alle sagen, wie es nicht gehen kann. Wir müssen alle 47 Klinik-Standorte in Sachsen-Anhalt im Auge behalten, nicht alle können Vollversorger sein
Ulrich Siegmund (AfD): Die Situationen in Genthin und Havelberg sind exemplarisch für den ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt. Der Wegfall von medizinischer Grundversorgung ist eine gefährliche Entwicklung. Jede Fraktion im Landtag kennt die Situation. Die Frage ist, wo ist der Wille der Regierungskoalition, eine Lösung herbeizuführen
Kristin Heiß (Die Linke, Landtagsmitglied): Das Land muss bezüglich der Krankenhaus-Standorte endlich einen Plan vorlegen. Einige Regionen sind überversorgt, während das flache Land massive Defizite aufweist. Ist ein Model-Projekt wirklich eine gute Lösung? Solche Modelle sind oft zeitlich limitiert, wir brauchen jedoch langfristige Konzepte
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