Aus Neustadt/Dosse berichtet Falk Heidel
Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Ideen. Jasmin Kühn und ihre Teammitglieder der Voltigier-Abteilung des RFV Neustadt/Dosse haben eine ungewöhnliche Idee umgesetzt. Mit einem Spendenlauf haben sich die jungen Sportler und ihre Förderer 4485 Euro erkämpft. Grund: Corona sorgte für leere Kassen. Laufende Kosten für Tierarzt oder Hufschmidt konnten die 30 meist jungen Mitglieder aus eigener Kraft nicht mehr stemmen. "Lediglich die Unterkunftskosten für die vier Voltigierpferde wurden privat übernommen", erklärt Jasmin.
Das Dilemma gemildert hat der Spendenlauf, den die 22-jährige angehende Medizinerin ins Leben gerufen hat. Mehrere Sponsoren honorierten die sportlichen Leistungen der Teilnehmer. Die Spendenlauf-Sportler konnten eine beliebige Strecke auswählen und das Resultat online hochladen.
Jasmin sagt: "Wir haben insgesamt 1528 Kilometer erlaufen. Einige Läufer haben Wahnsinns-Ergebnisse abgeliefert. Spitzenreiter war Stephan Voigt. Der Mitarbeiter des Gestüts und Vater einer Turnerin absolvierte mit 42,2 Kilometer einen echten Marathon in einer Zeit unter 4 Stunden. Den zweiten Platz belegte mit Till Jahnke, ein junger Mann aus Wusterhausen. Er war stattliche 32,4 Kilometer unterwegs. Platz drei sicherte sich die beste Dame: Eileen Hoferichter war 31,2 Kilometer gelaufen. Sie gehört bei den Neustädter Voltis zu den Turnern der großen Gruppe und ist eine der Trainerinnen der kleinen Voltis. Insgesamt hatten sich 160 Teilnehmer am Spendenlauf beteiligt - die Teilnehmer sind zwischen 5 und 70 Jahre alt. Mitveranstalter und Hauptsponsor war Bernd Ebert vom gleichnamigen Edeka in Neustadt. Er ist zudem Betreiber einer Zeitmessforma für Laufsport-Veranstaltungen namens Tanger-Timeservice. Er meint: "Die Voltigierer leisten eine Tolle Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen, die ohne Unterstützung nur schwer funktionieren kann."
Jasmin Kühn: "Wir wollen mit den Einnahmen zunächst die laufenden Kosten decken für Schmied, Zusatzfutter oder Tierarzt. Alles andere wird dann vom Vorstand mit Bedacht eingesetzt, um entweder Trainingsmaterialien für die Turner oder Ausstattung für die hoffentlich bald kommenden Turniere zu stellen. Wir sind gespannt und vor allem überwältigt, wie hoch das Interesse und die Unterstützung aller Beteiligten war."
Gefreut haben sich die Organisatoren über die Hilfe seitens der lokalen Gastronomie (Bistro am Wasserturm, Ritterhof), zumal auch diese Betriebe unter Corona gelitten haben - sie haben Gutscheine für die besten Läufer zur Verfügung gestellt.
In den vergangenen Jahren haben die Voltigierer ihre Einnahmen mit Kuchenbasaren bei verschiedenen Events des Haupt- & Landgestüts bestritten. Durch Corona ist dies komplett entfallen. Gelitten hat natürlich auch das Training der Voltigierer. Jasmin Kühn: "Wir haben aktuell drei Gruppen mit vielen motivierten Kindern aller Altersgruppen, die sehnsüchtig auf den Trainingsstart gewartet haben und am Jahresende an den Kreismeisterschaften teilnehmen möchten." Eine vierte Voltigruppe ist das Vorzeigeteam auf M-Niveau um Haupttrainerin und Longenführerin Sabrina Marsch. Sie ist der Kopf der Gruppe. Vor vier Jahren hat das Team bei den Norddeutschen Meisterschaften geturnt - da wollen die Neustädter mit Lukas Strehmel an der Spitze wieder hin.
Die 22-jährige Jasmin Kühn betreibt diesen Sport seit ihrem vierten Lebensjahr. Ihre Mutti
Beatrix Hausmanns hatte 2004 mit Jasmin, dem privaten Pferd Lou und einigen Mitschülern eine Kindergruppe gegründet. Mittlerweile hat auch Jasmin ihren Trainerschein, allerdings pausiert sie aktuell, während sie am Staatsexamen zur Physiotherapeutin bastelt. Danach will sie Medizin studieren. Eine Knieverletzung hat sie zum Laufsport geführt. Eine stattliche Strecke von 18 Kilometern hat sie schon absolviert: "Meist laufe ich acht bis zehn Kilometer und binde auch Kraftsport mit ein." Es gibt also Berührungspunkte zwischen Laufsport und Voltigieren. Die Faszination an Letzterem erklärt Jasmin so: "Mich reizt der Teamsport beziehungsweise das Miteinander in Verbindung mit dem Pferd. Voltigieren verlangt vom Sportler eine gewisse Körperbeherrschung."
Foto oben: Nico Strehmel und Eileen Hoferichter als Turner und Läufer
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