Für Karla Marx hätte der Turniersonntag nicht erfolgreicher beginnen können: Zwei Prüfungen, zwei goldene Schleifen. Die 14-jährige Sportlerin vom RV St. Hubertus Merseburg gewann im Sattel von Cover Girl zunächst ein Stilspringen vor Michelle Weihmann (Zeitz-Bergisdorf). Gleich danach war sie die Beste eines A-Springens in der Zwei-Sterne-Version. Sie war zum ersten Mal in Bergisdorf: „Wir sind auf dieser wunderschönen Anlage sehr gut zurechtgekommen. Wir kommen gerne wieder“, sagte sie bei der Siegerehrung. Als Turnierhöhepunkt war ein L-Springen am Sonntag-Nachmittag mit Stechen ausgeschrieben. Mit der Helmsdorferin Natalia Lakomy auf C-Morning Star und Viktoria Lampe-Taranow (Donnie Brasco) haben es nur zwei Reiter-Pferd-Paare in dieses Stechen geschafft. Beide waren auch hier fehlerfrei unterwegs, allerdings nutzte Lampe-Taranow den Vorteil, als Zweite starten zu dürfen, ging volles Risiko und war dann deutlich schneller unterwegs. Dass hier zwei Amazonen das Niveau bestimmen, war ein Spiegel des gesamten Turnierwochenendes. Von den 27 Siegern an den zwei Tagen sind 24 weiblich. Und ja, es gibt eine Gerechtigkeit im Leben: Schon im nächsten Springen (L mit steigenden Anforderungen) gelang Natalia Lakomy die Revanche mit dem Sieg vor Viktoria Lampe-Taranow.

Die sportlich hochwertigsten Wettbewerbe erlebte das Publikum bereits zum Finale des ersten Turniertages. Eine M*-Prüfung hatten die Organisatoren um Kerstin Grajek als Punktespringen mit Joker ausgeschrieben. Am Ende sagte Wertungsrichter und Sprecher Martin Teltsch: „Natalie Kühn liegt in Führung vor sich selbst.“ Tatsächlich hatte sich die Reiterin aus Großkorbetha im Zusammenspiel mit ihren Pferden Total Touch und Diablou vor Viktoria Lampe-Telanow und Andreas Stöhr (Droyßig) einen Doppelsieg erkämpft. Sie meinte bei der Siegerehrung: „Es lief den ganzen Tag heute großartig für uns, das klappt nicht bei jedem Turnier.“ Bereits am Vormittag war sie bei einem Springpferde-A* platziert sowie später bei einem L-Springen. „Da wird sich der Papa aber sehr freuen“, sagte Bergisdorfs langjähriger Vereinschef Ernst Ebenhoch bei der Siegerehrung.

Im großen Viereck auf der anderen Straßenseite gewann Christin Böhlert aus Förderstedt die M*-Dressur im Sattel von Quincy vor Arlette Heine-Giersemehl (Zitzschen) und Dörthe Lenz aus Braunsbedra. Gleich vier goldene Dressur-Schleifen sammelte Lara Gese aus Laucha an den beiden Turniertagen ein. Lohn dafür waren zwei Siegerscherpen für die Kreismeistertitel in der offenen Klasse sowie der Junioren-Wertung.

Verantwortlich für den ersten großen Jubel des Publikums am Sonnabend war Julia Woidtke vom gastgebenden Verein mit ihrem Sieg bei einem A*-Springen: „Es fühlt sich gut an, auf der Heimanlage die goldene Schleife zu bekommen“, sagte die Gewinnerin vor der Ehrenrunde. Sie hatte sich im Feld der 26 Reiter-Pferd-Paare auf Miss Marple an die Spitze gesetzt vor Sven Wolf aus Burgstädt und Lena Brunn (Braunsbedra). Übungsleiterin Kerstin Grajek attestiert der 25-jährigen eine sehr gute Entwicklung: „Sie gehört seit der Kindheit zu unserem Verein.“ Für Kerstin Grajek hatte sich der Verein eine besondere Ehrung ausgedacht. Unter anderem verlas Anika Dittmann eine kleine Laudatio auf das jahrelange ehrenamtliche Engagement: „Sie liebt und lebt den Verein in vielen Facetten.“ Anschließend ritt Tochter Alina in den Parcours mit einem großen Strauß Blumen und umarmte ihre Mutti.

Noch ein Grund zum Feiern für die Bergisdorfer ist der Kreismeistertitel für Josefin Langrock. Hinzu kommt ein zweiter Platz für Luisa Martin in der Führzügelklasse. Diverse Platzierungen gab es am Wochenende für die Gastgeber durch Kim Alina Nehring, Maya Louisa Jung, Alina Grajek und Michelle Weihmann.  Zudem gewann das Talent Paula Schröder einen Dressur-Wettbewerb. 

Der Reit- und Fahrverein Zeitz-Bergisdorf mit seinen aktuell rund 200 Mitgliedern gehört mit seiner Geschichte, die ins 19. Jahrhundert zurückgeht, zu den ältesten Reitsportvereinen im Land. Mit einem in der Region einmaligen Equitanas-Projekt mit innovativen Konzepten für Pferd und Reiter hat sich die Vereinigung bereits auf neue Wege in Richtung Zukunft begeben. „Das allein reicht aber noch nicht aus“, sagt Altmeister Ernst Ebenhoch. Seiner Meinung nach müssen sich viele Vereine in der Region die Frage stellen, ob sie die großen Sport-Events künftig noch allein stemmen können oder irgendwann auf Kooperationen setzen müssen. Ebenhoch: „In anderen Sportarten wie Fußball zum Beispiel müssen die Vereine Spielgemeinschaften bilden, um weiter bestehen zu können. Auch in unserer Branche wird die Luft für Lokalpatriotismus immer dünner.“

Es gehört zur Tradition dieses Turniers, dass Ernst Ebenhoch die Sponsoren und Ehrengäste des Turniers in würdiger Form honoriert - unter anderem mit einer kleinen Kutschfahrt durch das Reitsportareal.