Aus der Johanniskirche berichtet Falk Heidel
Gott schütze das ehrbare Handwerk: Mit diesen Worten sprach Kreishandwerksmeister Konrad Zahn 100 junge Gesellen frei. Die Kreishandwerkerschaft Elbe-Börde war am Dienstag Gastgeberin der festlichen Freisprechung in der Magdeburger Johanniskirche.
Jan-Mika Thielecke ist jetzt ein Handwerksgeselle. Der 19-jährige Dachdecker aus Klein Wanzleben hat seine dreijährige Ausbildung gemeistert und damit seine Familie stolz gemacht. Er ist einer von 100 Junggesellen aus elf Berufen, die in der Magdeburger Johanniskirche ihre feierliche Freisprechung erlebten. „Diese Freisprechung ist eine Wertschätzung der Leistungen junger Absolventen in der Ausbildung“, sagte Kreishandwerksmeister Konrad Zahn.
„Das Handwerk hat eine Jahrtausend alte Tradition“, erklärte Burghard Grupe, „der Vater von Jesus Christus war Zimmermann. Schon die Pyramiden haben Handwerker gebaut.“ Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg übersetzt den Begriff Handwerk mit „Einfach machen!“
In seiner Ansprache zitierte Grupe die aktuelle Studie der Krankenkasse IKK mit dem Ergebnis: Handwerk macht glücklich. Grund dafür sind der IKK zufolge positive Effekte wie Stolz und Wertschätzung, die sich positiv auf die Psyche von Handwerkern auswirkt. Die Handwerkspalette ist riesig - in dieser Branche gibt es 130 Ausbildungsberufe. Unter anderem die Maler und Lackierer. Zu den jungen Gesellen dieses Berufs gehört Anton David Rother aus Genthin. Er hat nach dem Abitur eine zweijährige Ausbildung absolviert, um noch in diesem Jahr ein Lehramtsstudium Richtung Berufsschule in Dresden zu starten. Er sagt: „Vielleicht werde ich eines Tages junge Handwerker ausbilden.“
Für Manuel Ballerstedt ist das Handwerk eine Passion: „Oft ist der Ausbildungsbetrieb eine zweite Familie für einen Lehrling.“ Der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Elbe-Börde hatte das Event in der Johanniskirche mit seinem Team vorbereitet und als Moderator durch die Veranstaltung geführt. Blumen überreichte er unter anderem an Sandra Yvonne Stieger. Für die Wirtschafts-Beigeordnete der Stadt Magdeburg gehören Klimawandel und Digitalisierung zu den aktuellen Herausforderungen im Handwerk: „Genau dies sind aber auch Chancen für die Absolventen, denn die Nachfrage nach allen Dienstleistungen wird steigen.“ Ihre Empfehlung an die jungen Handwerker: „Bleiben Sie in unserer Region. Sie werden hier gebraucht.“ Ähnlich sieht es Stefanie Pötzsch. „Diese Veranstaltung beweist, wie breit das Handwerk aufgestellt ist“, sagte die Staatssekretärin des Magdeburger Wirt- schaftsministeriums. Auch sie meint: „Es lohnt sich für junge Handwerker hierzubleiben.“
Manuel Ballerstedt hatte die Freisprechung mit einem kleinen Imbiss und einem musikalischen Rahmen aufgewertet. „Wer friert uns diesen Moment ein?“ fragte Daniela Zadoin in ihren Coversong „Ein Hoch auf uns“, während die Gommeraner Sängerin Janika Roloff einige Songs aus eigener Feder performte.
Am liebsten würde Verena Thielecke den ganzen Tag einfrieren. Für die Chefin der Dachdeckerei Thielecke in Klein Wanzleben fiel die Freisprechung ihres Sohnes Jan-Mika und ihr Geburtstag auf denselben Tag: „Klar, bin ich stolz auf ihn.“ Der Junior will gleich nach der Lehre mit der Meisterausbildung im thüringischen Lehesten weitermachen. Danach stehen die Chancen gut, dass er nach dem Gründer Friedrich Thielecke, seinem Sohn Dietmar und Enkelin Verena den Betrieb in vierter Generation übernehmen wird. Der Betrieb mit sechs Mitarbeitern hat eine Tradition seit 1947.
Kommentar schreiben